Das Großartige am Wir

4 Personen stehen Arm in Arm

Das Resümee vorweg: Ob in imposanten Akten von Zivilcourage oder in kleinen Gesten – was unsere Gesellschaften zusammenhält, ist seit Urzeiten die Ausrichtung am WIR. Was uns zum Menschen macht, ist das Aufeinander-Achten. Klingt das für Sie weltfremd in Zeiten, in der das Ego eine nie dagewesene Rolle zu spielen scheint?

Einmal wurde die Anthropologin Margaret Mead gefragt, was sie als erstes Zeichen der Zivilisation in einer Kultur betrachte. Alle, die eine Antwort erwarteten, in denen Feuersteine, Angelhaken oder Tontöpfe vorkommen würden, dürften über ihre Antwort überrascht gewesen sein: "Das erste Zeichen von Zivilisation in einer alten Kultur war ein Oberschenkelknochen, der gebrochen und dann wieder geheilt war."

Das ist leicht erklärt: Ein Tier mit gebrochenem Bein stirbt, weil es sich nicht versorgen oder bei Gefahr fliehen kann. Und der Mensch? Ein gebrochener Oberschenkelknochen, der geheilt ist, ist ein Beweis dafür, dass sich jemand Zeit genommen hat, die verletzte Person zu pflegen und zu schützen. Und Margret Mead sagte: "Darauf kommt es an. Wenn jemand seinem Mitmenschen in Schwierigkeiten hilft, beginnt die Zivilisation".

Dieser Gedanke fasziniert mich. Was uns zum Menschen macht, ist das Aufeinander-Achten. Verantwortung dafür zu übernehmen, dass es auch den Anderen gut geht. Die Gefahren, von Säbelzahntigern gefressen zu werden, weil man nicht flüchten kann, sehen heute anders aus. Wir kennen die vielen kleinen und großen Momente, in denen wir anderen zeigen können, dass wir sie nicht im Stich lassen. Zivilisierte Menschen sehen hin, fragen nach und helfen.

Ihre
Lisbeth Koller

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